„Das Neue Frankfurt“ – zwischen Skyline und Römer

Älter als die moderne Skyline, jünger als der Römerberg – der Bauhauszeit der 1920er Jahre verdankt Frankfurt am Main sein erstes Hochhaus – und die Einbauküche.

Frankfurter Küche im Ernst-May-Haus
Frankfurter Küche im Ernst-May-Haus - © Fotograf Reinhard Wegmann, Archiv der ernst-may-gesellschaft e.V., Frankfurt am Main

Das Bauhaus stellt eine der bedeutendsten architektonischen Bewegungen weltweit dar und beeinflusste die moderne Architektur, Kunst sowie gestalterisches Denken weit über seinen Ursprung in Deutschland hinaus. Der Grundgedanke ist dabei die Verbindung von Architektur, Kunst und Handwerk zu einem Bau als gesamtes Kunstwerk. 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet, hatte es ab 1925 seinen Sitz in Dessau im berühmten Bauhausgebäude, bevor es 1932 bis zu seinem Ende ein Jahr später nach Berlin umzog. In wieweit beeinflusste das Bauhaus aber Frankfurt am Main?

Die moderne Skyline und die Altstadt rund um den Römerberg sind jedem Frankfurt-Besucher bekannt. Aber auch die Zeit des „Neuen Frankfurt“ hat die Metropole am Main geprägt. In Frankfurt wurden Ideen der Neuen Sachlichkeit, die an der Bauhausschule gelehrt wurden, zwischen 1925 und 1933 in die Realität umgesetzt. Ernst May und Martin Elsaesser prägten das Stadtbild mit fortschrittlichen Siedlungs- und Bauprojekten.

Sehenswerte May-Siedlungen in Frankfurt sind beispielsweise Westhausen, Praunheim, Höhenblick am Ginnheimer Hang, Bruchfeldstraße – aufgrund der nach Sonnenstand ausgerichteten Gebäude auch „Zickzackhausen“ genannt –, Am Bornheimer Hang sowie die Hellerhofsiedlung. Von besonderer Bedeutung sind aber die Römerstadt und das Ernst-May-Musterhaus, in welchem auch die erste Serieneinbauküche der Welt besichtigt werden kann. Die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entwickelte diese funktionale und platzsparende Küche, die sich an den ästhetischen Ansprüchen des Neuen Bauens orientierte und zu einer Revolution in der Gestaltung und Ausstattung von Küchen wie wir sie heute kennen führte. Zu besichtigen sind das Ernst-May-Musterhaus sowie die Frankfurter Küche Dienstag bis Donnerstag von 11 bis 16 Uhr sowie Samstag und Sonntag zwischen 12 und 17 Uhr. Auch im Historischen Museum Frankfurt im neuen Museumsquartier in der Altstadt gehört die Frankfurter Küche zu den Highlights der Dauerausstellung „Frankfurt Einst?“. Ein Rundgang durch eine weitere Frankfurter Küche kann in der Dauerausstellung „Elementarteile“ des Museums Angewandte Kunst unternommen werden.

Martin Elsaesser ist die unter Denkmalschutz stehende Großmarkthalle zu verdanken. Der noch expressionistisch geprägte Gewerbebau wurde in den modernen Neubau der Europäischen Zentralbank integriert und schafft einen – für Frankfurt typischen – Kontrast zwischen Alt und Neu. Mit dem Gewerkschaftshaus von Max Taut und Franz Hoffmann im Gutleutviertel erhielt Frankfurt im Jahr 1931 sein erstes Hochhaus und ebnete so den Weg hin zur Skyline wie man sie heute kennt.

Auch weitere interessante Gebäude des Neuen Frankfurt können – meist von außen – bestaunt werden. Beispielsweise das „Haus am Dom“, welches 1927 als Hauptzollamt errichtet wurde und das einzige Innenstadtgebäude des Neuen Frankfurt darstellt. Aufgrund der weltkriegsbedingten Schäden wurden nur der Langbau und der Zollsaal erhalten, der Rest des Gebäudes wurde durch einen Neubau ersetzt. Das „Prüfamt E-Werk“ im Gutleutviertel aus dem Jahr 1928 stammt vom Bauhausmeister und Leiter des Frankfurter Hochbauamtes Adolf Meyer und gehört heute der Kulturregion Frankfurt Rhein Main an. Die St. Bonifatiuskirche in Sachsenhausen kann als Gebäude des Backsteinexpressionismus zu Zeiten des Neuen Frankfurt besichtigt werden. Einen guten Überblick über drei Architekturstile – Heimatstil, Expressionismus und Neues Bauen – kann man in der Riederwaldsiedlung gewinnen.

Zum diesjährigen Bauhausjahr finden deutschlandweit Veranstaltungen statt, um die Gründung der Architekturschule vor 100 Jahren und deren Einfluss auf moderne Architektur, Kunst und Gestaltung zu würdigen. Auch Frankfurt beteiligt sich an den Feierlichkeiten, um den Einfluss auf die Mainmetropole und den gegenseitigen Austausch zwischen Neuem Frankfurt und Bauhaus zu verdeutlichen. Das Deutsche Architekturmuseum zeigt von 23. März bis 18. August die Ausstellung „Neuer Mensch, neue Wohnung – Die Bauten des Neuen Frankfurt 1925 – 1933“. Des Weiteren beschäftigt sich das Historische Museum ab 16. Mai in der Ausstellung „Wie wohnen die Leute?“ mit der der aktuellen Wohnsituation in den Ernst-May-Siedlungen.